Willi Korth - Seine Waffen

Es gibt kaum einen Revolver, der so präzise gefertigt wurde und wird, wie der Korth. Mit handgepaßten Teilen ist er wohl unumstritten der "Rolls Royce" unter den Revolvern. Umso erstaunlicher, daß sich nicht schon früher jemand mit seiner Entstehung und dem Werdegang seines Erfinders beschäftigt hat.

Auf den ersten Blick scheint das Thema relativ leicht umfassen zu sein. Doch wenn man in dem Buch zu lesen beginnt, geht einem schnell auf, daß hier nicht nur die Geschichte von ein paar Revolvern erzählt wird. Es ist auch die Biographie des Unternehmers Willi Korth, der mehr baute als diese Revolver. Seine berufliche Karriere begann er mit dem Bau von Gas/ Alarm-Waffen, denen dann noch recht hausbacken aussehende ,,scharfe" Revolver folgten. Auch an Luftgewehren und Kleinkaliberbüchsen versuchte sich Willi Korth. Am Ende seiner Schaffensperiode baute er dann die berühmte Pistole, die ihren Anfang eigentlich schon 1944 in Form einer Zeichnung nahm. Der Bogen, den dieses Buch beschreibt, spannt sich von den ersten Gehversuchen mit Gasrevolvern über die verschiedensten Projekte bis hin zum Ausscheiden von Willi Korth aus der Firma 1983. Der Autor, Veit Morgenroth, kannte Willi Korth persönlich und hat im Laufe von rund 25 Jahren eine Korth-Sammlung angelegt, in der sich nicht nur die Waffen, sondern auch eine Vielzahl von Werkzeugen, Roh- und Halbfertigteilen, Zubehör sowie Kuriosa befinden. Dieser Fundus bereichert das Bild, das sich der Leser von Korth macht, ungemein. Der Werdegang der Firma wird mit originalen Dokumenten belegt und auch mit Hilfe der Witwe von Willi Korth, der 1992 starb, nachgezeichnet. Im technischen Teil des Buches wird jede einzelne Fertigungsserie beschrieben und die Varianten der Korth-Fertigung an Hand von selbst kleinsten Details aufgezeigt. Es ist schon faszinierend, wie selbst Übergänge von einer Variation zur nächsten belegbar sind. Anhand von Fertigungsdetails und den Waffenhandelsbüchern von Willi Korth kann Veit Morgenroth zum Beispiel die exakte Stückzahl aller jemals offiziell gefertigten Waffen belegen. Eines der Highlights ist sicher die Vorstellung des Urvaters aller Korth-Revolver, der noch sehr dem Gasrevolver ähnelt, aber schon die Grundzüge der bekannten Sportrevolver hat. Ein eigenes Kapitel ist der besonderen Technik des Korth-Revolvers gewidmet, der als einziger ein Double Action System mit Druckpunkt besitzt. Mit den verschiedenen, zur Waffe gehörenden Rollen, läßt sich zudem auch die Intensität des Druckpunktes regulieren. Mit eindrucksvollen Kurven wird die Änderung das Kraftverlaufes am Abzug dargestellt und mit entsprechenden Makroaufnahmen die Funktion der einzelnen Schloßteile verdeutlicht. Auch der Versuch von Willi Korth, eine Pistole mit den gleichen Qualitätsansprüchen zu bauen, nach denen er seine Revolver fertigte, fehlt natürlich nicht. Das Buch endet mit dem Ausscheiden von Willi Korth, der nach dem Verkauf seiner Firma die ersten Waffen der Korth GmbH noch als Fertigungsleiter mitbetreut hat. Im Anhang des Buches sind die Offenlegungsschriften aller Patente abgedruckt, die Willi Korth für seine Waffen angemeldet hat. ,,Willi Korth - Seine Waffen" ist nicht nur ein Buch für den passionierten Korth-Sammler oder Korth-Besitzer. Neben der sauberen technischen Dokumentation der Korth-Waffen wird auch die Geschichte eines Mannes beschrieben, der als Unternehmer im Nachkriegsdeutschland versuchte, seine Ideen umzusetzen, seine eigene Firma gründete und dann sein Leben lang mit seinem eigenen Perfektionismus zu kämpfen hatte. Preis: 100 Euro. (am)

caliber, Juli/August 2003

 
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